RESTART…

Es war ein langer Winter, in einer kalten Stadt. Ich war müde. Nicht vom Machen, sondern vom Warten. Warten auf den passenden Produzenten, auf das nötige Budget für mein neues Filmprojekt. Und all die äußeren Einflüsse – Zweifel, Deadlines, Erwartungen – hatten in mir etwas zum Stillstand gebracht: meine Kreativität.

Ich wusste, ich brauchte einen Neustart. Etwas, das mich wieder mit dem verbindet, warum ich überhaupt Geschichten erzähle. Also machte ich mich auf die Suche – nicht konkret, eher intuitiv. Und dann passierte es: Ich stieß auf die Werke von Henry Taylor. Seine Bilder haben mich nicht nur fasziniert – sie haben etwas in mir aufgebrochen. Plötzlich war da wieder Raum. Raum für Gedanken, für Emotion, für Ausdruck.

Was mich so berührt hat, war diese kompromisslose Unabhängigkeit in seiner Kunst. Beim Film gibt es so viele Stimmen, so viele Regeln und Strukturen, die mitreden. In der Malerei? Nichts davon. Ich konnte einfach loslegen, ausprobieren, scheitern – frei sein. Und genau diese Freiheit hat mir neue Impulse gegeben, die mich bis heute nicht loslassen.

2023 habe ich angefangen, meine ersten Porträts zu malen – Menschen, die in meinen Filmen mitgespielt haben oder für eine Rolle vorgesehen waren. Danach kamen Bilder, die von historischen Ereignissen inspiriert sind. Besonders das Foto von Martin Luther King und Bobby Kennedy hat mich schon immer beschäftigt. Dieses Symbol für den Kampf gegen Ungerechtigkeit hat mich so gepackt, dass ich damit mein erstes Ölbild begonnen habe.

Bis dahin hatte ich nur mit Acryl gearbeitet – direkt, schnell, spontan. Öl war da schon eine ganz andere Nummer: langsamer, aber auch intensiver. Ich hatte plötzlich mehr Zeit, mich mit dem Gesicht auseinanderzusetzen, das ich da auf die Leinwand bringe. Und das hat was mit mir gemacht.

Warum ich male? Weil ich mir damit einen Freiraum geschaffen habe, der mir im Film oft fehlt. Ich kann einfach machen, was ich will. Keine Kompromisse, kein Warten, keine Genehmigungen. Und weil ich etwas zu erzählen habe, meine Massage – nur eben mit Pinsel statt mit Kamera. – Wenn jemand stehen bleibt, schaut, etwas spürt, dann ist das für mich wie eine kleine Filmpremiere – nur eben ohne Leinwand, Projektor und Applaus.

2025 ist für mich der Moment, meine Arbeiten zu zeigen. Die Bilder sollen raus in die Welt – locker, roh, ehrlich. Ohne großes Kino, aber mit viel Gefühl für das, was da drinsteckt.

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